Da brat mir aber doch einer ‘nen Storch, dachte ich. Doch das war eindeutig das falsche Federvieh. Ich war mit meiner
herbstlichen Nistkasten-Inspektion schon ganz schön weit vorangekommen, als ich einen eklatanten Fall von Hausfriedensbruch feststellen musste.
Das Einflugloch im Meisenheim machte einen äußerst fransigen Eindruck, Holzsplitter hingen herum – da hatte doch tatsächlich einer einen Einbruch versucht!
Man kennt das ja, die Ganoven nutzen den Beginn der dunklen Jahreszeit, schlecht gesicherte Türen, leichtsinnige Bewohner – die Polizei warnt seit Jahr und Tag davor. Nun gut, in diesem speziellen
Fall handelte es sich um eine Altbauwohnung, da weiß man ja, dass die Türen schlecht schließen und die Fenster oft nicht ganz dicht sind...
Aber wussten Sie, dass Nistkästen noch gar nicht soooo alt sind? Man hat sie vor etwas mehr als 100 Jahren erfunden. Und weshalb? Aus lauter Zuneigung zu den diversen Flattermännchen im Garten,
würden wir denken, aber das stimmt nicht. Es lag daran, dass Bayer und BASF noch keine chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel erfunden hatten. Und es waren Förster in Wirtschaftswäldern, die zur
biologischen Schädlingsbekämpfung massenweise Halbhöhlen- oder Höhlenbrüter-Nistkasten aufhängten. Es war ja nicht alles schlecht zu Kaisers Zeiten.
Die Nistkästen werden im Herbst ausgefegt
Früher habe ich die Nester immer den Winter über in den Kästen belassen, weil ich den Vögeln die erneute Mühe der Inneneinrichtung ersparen wollte. Aber da hatte ich die Rechnung ohne die kleinen
Brüter gemacht. Denn die meisten bauten ein zweites Nest auf das alte obendrauf (nur die Mauersegler nicht, die legen wirklich Wert darauf, in ihr einmal gemachtes Nest zurückzukehren). So ein Nest
ist tatsächlich eine Brutstätte – eben auch für Schädlinge und Parasiten. Deshalb wird bei meinen Nistkästen im Herbst ausgefegt, denn in kalten Nächten suchen die Vögel darin ja gern Schutz vor
Frost, Schnee oder Regen.
Das mit dem Hausfriedensbruch am Einflugloch war natürlich der Buntspecht in unserem Garten. Ganz schlecht, Herr Specht, dachte ich. Und dass er ja wohl eindeutig eine Meise hat.
Mit freundlicher Genehmigung
Jens Dirksen
Kraut & Rüben| WAZ.de
(Dieser Artikel erschien am 1.11.14 in der WAZ. Wir danken dem Autor Jens Dirksen, dass wir seinen Artikel auf unserer Website veröffentlichen dürfen!)